Donnerstag, 20. März 2014

Home Sweet Home | Vietnam Part IV


Route: Hà Nội -- Hà Nam -- Nha Trang -- Đà Lạt -- Sài Gòn

Part 4: Sài Gòn

Letzte Station meines 5-monatigen Abenteuers: Saigon oder auch Ho Chi Minh City, wie sie offiziell genannt wird. Hier wohnten Hanh und ich bei meiner alleinlebenden Tante. Die City teilt sich in 12 Bezirke auf. Das berühmtberüchtigte District 1 oder auch Quanh Mot ist der Mittelpunkt der Stadt. Hier sind viele Touristen unterwegs, weil sich hier die meisten Sehenswürdigkeiten und Einkaufsmöglichkeiten befinden. Meine Tante lebt im District 10, etwa 15 Min. mit dem Taxi von der Innenstadt entfernt. Das heißt nicht, dass da weniger los ist. Die Straßen sind schon früh am Morgen proppenvoll mit Motorrollern, am Straßenrand werden Frühstück und Früchte verkauft, die Geschäfte sind auch schon alle voll im Gange. Hier gibt's keine Rush Hour, hier ist immer Rush Hour :P 


Saigon ist in den letzten Jahren zu einem sehr beliebten Reiseziel geworden. Auch wirtschaftlich ist die Stadt sehr im Kommen, da immer mehr internationele Firmen hier ihre Lager aufschlagen. Moderne Hochhäuser und Businessleute beginnen die Innenstadt zu verzieren. Wenn ich die Stadt zu 2008 vergleiche, hat sie sich ziemlich weiterentwickelt finde ich, insbesondere was den Tourismus angeht.

In Saigon finden sich nämlich unheimlich viele Backpacker wieder, und das habe ich auch nur beobachten können, weil ich dieses Mal alleine (ohne Eltern) unterwegs war. An meinem ersten Abend habe ich mich mit einem Freund, den ich in Singapur kennengelernt habe, in der Stadt getroffen, und der hielt sich in einem Hostel mitten in einem Backpackerviertel (Pham Ngu Lao Street, D1) auf. In einer kleinen Gasse befand sich ein Hostel neben dem anderen, und wenn man aus der Gasse hinaustrat, kam man an eine belebte Straße voller Shops und Imbissen mit kleinen Plastiktischen und Plastikhockern (typisch vietnamesisch!), die jeden Abend voll mit internationalen Backpackern besetzt waren.

Was mir an Saigon gefällt ist, dass hier abends immer noch unheimlich viel los ist. Geschäfte, Restaurants usw. haben teilweise nach Mitternacht noch auf. Das Nachtleben hier ist schon ziemlich einzigartig finde ich. Die schrillen bunten hell leuchtenden Reklametafeln und Leuchtschilder hängen nicht angeordnet, sondern wild durcheinander und verleihen der Stadt ihren eigenen Flair. Abends setzt man sich in eines der Straßencafés, isst Chè oder trinkt Cà phê sữa đá und beobachtet vorbeilaufende Menschen. Oder man probiert die tausend Streetfood Kleinigkeiten, die an jeder Ecke angeboten werden (Klebereis, Mais, Undefinierbares, uvm). Da es abends nicht mehr so stickig heiß ist, sondern angenehm warm, laden auch Spaziergänge durch die Straßen und Parks ein. Hier und da sieht man Leute beim Tanzen, Sport machen oder Picknicken. Oder man geht shoppen. Im D1 gibt es neben dem Nachtmarkt eine kleine Seitenstraße, wo es nur Schuhgeschäfte gibt, die ganze Straße entlang. Bestseller sind hier wahrscheinlich Chucks, die es für umgerechnet 10-15€ gibt (Handeln, Handeln, Handeln). Ich weiß nicht, ob die echt sind, die sehen aber unheimlich echt aus und außerdem sind se doch made in Vietnam^^


Genug vom Abend geredet, auch tagsüber hat die Stadt einiges zu bieten. Am hellichten Tage bietet es sich an sich die Sehenswürdigkeiten anzugucken. Im Stadtzentrum erreicht man alles ziemlich gut zu Fuß. Wer sich traut fährt Bus oder winkt einen Motorrollerfahrer ran, der dich für wenig Geld (Handeln!) von A nach B bringt. Taxifahren ist hier aber auch sehr günstig. An Sehenswürdigkeiten gibt es die Notre Dame Kirche, das historische Postamt, den Cho Benh Thanh Markt, unzählige Museen. Weiter weg von der Stadt könnte man sich die Cu Chi Tunnel ansehen, welches ein altes Tunnelsystem aus dem Vietnamkrieg ist. Oder eine Fahrt über den Mekong Delta könnte man sich gönnen. Leider waren wir nach unserer DaLat-NhaTrang-Tour nur noch 5 Tage in Saigon, weswegen wir die Attraktionen außerhalb der Stadt nicht mehr mitnehmen konnten. Aber das wird ja nicht das letzte Mal sein - next time! :)

Was wir die letzten Tage in Saigon gemacht haben? Nun, wir wollen nicht vergessen, dass ich ja Familie hier habe. Demnach musste ich erstmal die Verwandschaft besuchen gehen, genauso wie Hanh ihre Tante besucht hat. Die restliche Zeit verbrachten wir mit Sightseeing, Einkaufen, Mani- und Pediküre (jeweils 1-2€ OMG!), Friseur, und essen essen essen. Meine Favoriten essenstechnisch: Quan An Ngon + Pho24. Mit der Hygiene ists hier leider nicht so...aber ich habs gut vertragen^^

Tja meine Lieben...am 6.7. ging es abends für Hanh und mich zum Flughafen. Ende im Gelände - auf Wiedersehen Asien - I'm coming home. Natürlich war es ein komisches Gefühl. 5 Monate sind eigentlich gar keine lange Zeit. Aber da ich sehr viel in den 5 Monaten erlebt habe, sind diese 5 Monate zu einem wichtigen Abschnitt meines Lebens geworden. Ich hatte Einblicke in verschiedene Kulturen, Sitten und Bräuche gewonnen, liebe Menschen kennengelernt, verschiedene Länder bereist und gelernt mich in einem mir zuvor fremden Land heimisch zu fühlen. Allerdings habe ich damit noch nicht das wahre Asien erlebt. Ich habe zwar alle großen Hauptstadtmetropolen abgeklappert und Inselurlaub gemacht, jedoch gibt es noch ganz viel mehr zu sehen. Angkor Wat in Kambotscha, thailändische Inseln (Koh Tao, Koh Phi Phi), Bali...selbst der Norden von Vietnam hat noch so viel zu bieten: unberührte antike Städte und Landschaften wie Hoi An und Sapa, die Halong Bucht... Darum möchte ich eines Tages zurück und durch Südostasien reisen. 

In diesem Sinne: sparen sparen sparen und see you soon Asia! <3


Dienstag, 11. März 2014

Auf Touri Tour | Vietnam Part III

Route: Hà Nội -- Hà Nam -- Nha Trang -- Đà Lạt -- Sài Gòn

Part 3: Nha Trang & Đà Lạt

Der erste Teil unserer Vietnam Reise war also vorüber, für den Norden war's das erstmal. Hanh kam für einen Tag in mein Dörfchen, wo wir uns am nächsten Tag gegen Mittag auf dem Weg zurück nach Hanoi machten. Diesmal so: am Straßenrand stehen, den Bus ranwinken und einsteigen. In Hanoi bummelten wir ein zwei Stündchen in der Stadt (lecker Eis, Charles & Keith, Mani- und Pediküre, Pho24, gönn dir wa), bevor wir zu Hanhs Bekannten gingen, unsere Koffer packten und uns auf dem Weg zum Flughafen machten.

An diesem Abend ging es nämlich finally nach Saigon, home sweet home! Nach einer Stunde Flug waren wir auch schon da. Am Flughafen holten uns meine Cousine und ihr Sohn ab. Wir kamen leider seeehr spät an, gegen halb 1 Uhr morgens. Leider mussten wir auch schon um 5 Uhr morgens wieder los, da unsere Tour (5-Tagestour Saigon - Da Lat - Nha Trang) so früh losging. Aber da der Rückflug nach Berlin schon gebucht war und die Zeit knapp, blieb uns nix anderes übrig.

Straßen von Mui Ne
Unsere Reisetruppe war recht klein, so um die 20 Personen. Nur vietnamesische Familien aus dem Ausland. Der Reiseführer hatte eine recht große Klappe und konnte uns die Tage gut unterhalten^^ Von Saigon aus ging es also erstmal nach Nha Trang, Vietnams berühmtesten Strandort. 450km sind die Orte voneinander entfernt, eine 5-stündige Autofahrt in Deutschland oder aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse aber auch eine 12-stündige Busfahrt in Vietnam (mit dem Zug ginge es nicht viel schneller), cool oder? Überhaupt verbrachten wir die 5 Tage sehr viel im Bus, weil die Fahrten immer so lange gedauert haben, das fand ich schon ziemlich anstrengend. Unterwegs hatten wir Frühstückspause (natürlich Pho) und eine Mittagspause in Mui Ne gemacht. Am frühen Abend kamen wir also in Nha Trang an und checkten in unserem Hotel ein.

Erste Station: Nha Trang

In Nha Trang war ich 2008 schon einmal. Eine sehr touristische Stadt, für einen erholsamen Strandurlaub wirklich empfehlenswert, aber das "wahre Vietnam" erlebt man hier eher nicht. Man findet hier viele Restaurants, Cafés und kleine Boutiquen/Geschäfte, in denen den ganzen Tag was los ist. Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück am nächsten Morgen ging unsere Tour also los. Zunächst wurden wir an einen Privatstrand gefahren, wo wir den ganzen Vormittag verbringen konnten. Während es in Hanoi sehr stickig heiß war, war die Hitze hier gut auszuhalten. Die Strände und das Wasser sind hier sehr sauber. Nach dem Mittagessen konnten wir den Rest des Tages auf Vin Pearl verbringen, einer kleinen Insel, die mit einer Seilbahn zu erreichen war. Vin Pearl fand ich jetzt nicht so spektakulär, da ich 2008 schon mal da war. Da gibt's halt nen Vergnügungspark und gemütliche Anlagen, wo man was essen und trinken konnte. Ok, und die Aussicht drum rum war auch ganz schön. Abends gab's dann noch ne Wasser-Laser-Show, die war auch ganz nice.


 
andersreisen.net

Vin Pearl

Am nächsten Morgen wurden wir zum berühmten Cho Dam gefahren, einem berühmten Markt in Nha Trang. Die Stadt ist sehr für ihre fischigen Spezialitäten bekannt, irgendwelche getrockneten Tintenfische und sowas, richtig lecker. Und Mangoreispapier sollte man auch probiert haben, welches man einfach so als Süßigkeit essen kann. Auch hier ist aktives Handeln angesagt! Die können einen ganz schön hinters Ohr hauen. Ruhig rumlaufen und die Preise an mehreren Ständen verhandeln und vergleichen. Und nicht aufregen, wenn die dich beschimpfen, wenn du beleidigend abziehst und nix kaufst :D



Nachm Einkaufen verbrachten wir den Vormittag dann in einem Resort, wo wir mit einem Boot hingelangten. Strand mit Liegen, Swimmingpool, so lässt's sich leben. Unser Highlight in Nha Trang: P A R A S A I L I N G ! Hierfür wurden Hanh und ich an einen Riesenschirm festgebunden und durch ein Speedboat in die Höhe gezogen. Auch wenn es nur 5 Minuten waren, die wir oben waren, die Aussicht war phänomenal und das Gefühl so weit oben zu fliegen mit dem Meer darunter ist unbeschreiblich aufregend!

Mein Fazit zu Nha Trang: Kulturelles erlebt man hier nicht viel, dafür kann man sich hier gut entspannen, am Strand faulenzen und gut essen gehen. Was ich noch gerne gemacht hätte war Schlammbaden (eine Attraktion hier), aber ich war leider die einzige, die das machen wollte.






Zweite Station: Da Lat

Gegen Mittags brachen wir dann auf. Von Nha Trang bis Da Lat sind es ca. 140km. Voll wenig ne, aber da Da Lat weit oben liegt und wir viel bergauf fahren mussten, brauchten wir 5 oder 6 Stunden, wenn ich mich richtig entsinne^^ Läuuuft. Da Lat liegt in den Bergen, darum wurde es auch immer kälter, je höher wir fuhren. Also kalt heißt angenehme 15°C - 20°C. Hier trug ich dann schon lange Hosen soll das heißen hehe. Da Lat ist bekannt für den Gemüseanbau und Blumenzucht, da die Temperaturen hier wahrscheinlich besser geeignet sind als im Rest des Landes. Abends ist der Nachmarkt (Cho Dem) immer geöffnet, wo man sich frisches Gemüse und viel mehr kaufen kann. Boahhh und Mais, vietnamesischer M A I S ist das beste vom besten!!! Frisch vom Grill duften die einfach herrlich. Wie soll ich das beschreiben, vietnamesischer Mais ist nicht süß und knackig, sondern bisschen weich und leicht süß. Die Konsistenz ist einfach der Hammer haha ich hatte teilweise 3 Maiskolben am Tag gegessen (Ja, Mais macht dick...).


Cho Dem


Maiskolbengrill

Da Lat ist schon ganz eigen finde ich, die haben da irgendwie schon ihre eigene Kultur und Lebensart. Vielleicht weil's hier kälter und bergiger ist? Die Stadt hat landschaftlich unheimlich viel zu bieten: Täler, Gemüseterassen, Blumenfelder, Kaffeeplantagen (Vietnam ist der größte Kaffee Exporteur der Welt). Ich glaube landschaftlich finde ich es in Da Lat echt am schönsten (von dem was ich bisher gesehen habe). Am nächsten Tag wurden wir auf kleinen Treckern zum höchsten Aussichtspunkt der Stadt gefahren, von wo man eine wunderschöne Aussicht auf das Tal hatte. Fotosession lässt grüßen, Foto hier Foto da, muss schon sein :D In Da Lat kann man sich schon luftig anziehen, jedoch sollte man immer eine Strickjacke oder nen dünnen Pulli dabei haben.







Wow oder wow???



Danach waren wir in einem Park, welches übersetzt sowas wie Tal der Liebe oder so heißt haha. Da dreht sich halt alles um Herzchen, Blümchen, Romantik-Kitsch pur. Diese Asiaten^^ Haben ne Runde auf Pferden gedreht, aber da unsere Beine ein bissen unvorteilhaft aussahen, gibts leider kein Foto dazu :P


Abends waren wir dann auf so einer Ureinwohner-Veranstaltung. In Vietnam gibt es nämlich noch vereinzelte ethnic minorities Stämme, die ihre ganz eigene Kultur und Sprache haben, erinnern ein bisschen an Indianer. Die sind auch vom Hauttyp dunkler, wirken irgendwie überhaupt nicht wie Vietnamesen (siehe Bild). Die Veranstaltung war in einem großen Zelt, wo die uns Tänze und Lieder vorgeführt haben, Trinkzeremonien und und und. Natürlich ein bisschen touristisch angepasst, war aber sehr interessant.

vietnamspirittravel.com

Am Nächsten Tag haben wir einen Wasserfall besichtigt. Da Lat hat ziemlich viele Wasserfälle, große und kleine. Der hier war ganz klein, nix besonderes, da der nicht naturbelassen war, weil die daraus so ne große Touristenattraktion gemacht haben. Aber ganz nett anzusehen. Nachmittags ging es nochmal auf den Markt und Abends gab es ein großes leckeres Abschiedsessen, da das ja unser letzter gemeinsamer Abend war.





Tja, am nächsten Tag brach also die Rückfahrt an. So Schnell können 5 Tage vergehen. Unterwegs hielten wir an einem anderen Wasserfall und da der abgelegener lag, war der auch nicht so touristisch und überfüllt. Der hier war nämlich echt riesig, man wurde regelrecht wie unter der Dusche nassgespritzt. Aber es sah echt atemberaubend aus, besonders wenn man den Regenbogen sehen konnte. Ein bisschen Regenwaldfeeling^^ Ein runder Abschluss würd ich mal sagen!




Mein FAZIT zur Tour:

Insgesamt hat es viel Spaß gemacht. Wir haben viel gesehen und vor allem viel gegessen. Allerdings sind 5 Tage definitiv zu wenig, besonders wenn man mit dem Bus reist. Man hätte natürlich durchs Fliegen Zeit sparen können, aber naja, 4 Monate Singapur machen einen schon ziemlich arm^^ Was mich gestört hat, dass wir sehr viel Zeit im Bus verbracht haben. Immer wurden wir irgendwohin gefahren, haben was gegessen und wieder rin in den Bus. Weißte was ich mein? Und da wir so wenig Zeit hatten, konnten wir uns auch kaum ausgiebig in der Stadt umschauen. Vor allem in Nha Trang hatten wir wenig Freizeit, weil man immer mit der Gruppe unterwegs war. Das waren ja ganz nette Leute, aber kaum welche in unserem Alter. 

Wenn man wenig Zeit hat, so wie wir es hatten, lohnt sich so ein Kurztrip auf alle Fälle! Das Gute war, dass sich immer jemand um die Trips gekümmert hat und wir an Ort und Stelle gebracht wurden. Aber wenn man, sagen wir mal mindestens 1 Woche mitbringt, würde ich es bevorzugen eigenständig anzureisen und vor Ort Tagesausflüge zu machen. Da wird man meistens auch vom Veranstalter am Hotel abgeholt und ist nicht die ganze Zeit an die Gruppe gebunden. Oder es sollte wenigstens eine Gruppe mit Gleichgesinnten sein, mit internationalen Touristen wäre es doch ganz interessant.

Soooo, letzte Station: 4 Tage Saigon - Beitrag folgt :)

Freitag, 25. Oktober 2013

Auf in die Heimat | Vietnam Part II

Route: Hà Nội -- Hà Nam -- Nha Trang -- Đà Lạt -- Sài Gòn

Part 2: Hà Nam

Leute, das wird jetzt lang. Für diesen Post habe ich mir folgenden Soundtrack rausgesucht: eine in Belgien lebende Vietnamesin, die über ihre Wurzeln und ihr Heimatland singt:)


Back to the roots! Wir hatten inzwischen Ende Juni. Für Hanh und mich ging es nach ein paar Tagen Hanoi in die Heimat. Heimat...was ist Heimat für mich? Natürlich sehe ich Berlin als meine Heimat, ich bin hier geboren und aufgewachsen, habe meine ganze Familie hier, meine tausend Onkel, Tanten, Cousins mütterlicherseits miteingeschlossen. Mein Zuhause, mein tägliches Umfeld. Ich beherrsche die deutsche Sprache auch viel besser als die vietnamesische, traurig oder? Ich denke auf deutsch! In Singapur habe ich auch immer mit Germany geantwortet, wenn ich gefragt wurde, woher ich denn komme (Häääh, bist du Halbdeutsche? :P)

Vietnam ist eine andere Art von Heimat für mich. Eine Heimat, die mir allerdings überhaupt nicht so vertraut ist. Im schönen Vietnam schlagen die Wurzeln meiner Eltern, Großeltern und Vorfahren. Während wir die letzten Male immer die Familie meines Vaters im Süden besucht haben, hat uns der Norden nie interessiert. Die ganze Familie von meiner in Deutschland lebenden Oma (mütterlicherseits) lebt in einem kleinen Dörfchen namens Hà Nam in der Nähe von Hanoi und noch nie hat es jemand geschafft sie zu besuchen. Nicht mal meine Mutti, obwohl das ist ihr Geburtsort ist! Also kannte ich die Menschen, die dort lebten, erst recht nicht. Noch nie gesehen, noch nie gehört.

Aber als Ommi, lange bevor mein Auslandssemester angefangen hat, erfahren hat, dass ich nach Singapur für einen Monat nach Vietnam will, hat se gleich gesagt „Dann musst du aber auch meine Geschwister in Hà Nam besuchen“. Sobald ich in Hanoi gelandet bin, solle ich einen Onkel anrufen, ebenfalls noch nie gesehen und gehört, der dafür sorgen soll, dass ich nach Hà Nam komme. Daran hat Ommi mich auch jedes Mal beim Skypen erinnert :) Natürlich wollte ich ihr den Gefallen tun, weil ich wusste, wie wichtig ihr das war. Bammel hatte ich aber trotzdem: Keine Ahnung, wie die aussehen, wie viele es sind, wie alt die sind, wie die drauf sind, worüber ich mich mit denen unterhalten soll. Und. So. Weiter.

Jedenfalls habe ich also diesen Onkel angerufen. Der hat sich dann mit mir in der Stadt verabredet. Gesagt getan, ich geh also hin und hab keine Ahnung, welchen Typen ich denn nun ansprechen soll, der hat mich doch auch noch nie gesehen! Hab ein paar fremde Herren länger angestarrt in der Hoffnung, dass die mich ansprechen HAHA peinlich. Aber kurz darauf habe ich dann einen Herren mitte 40 gesehen, der genauuu so aussieht, wie ein Onkel von mir aus Deutschland und zack, der war's :D Ein herzlicher Mann, wir konnten uns gut unterhalten. Uni, Familie, dies das.

So, nachdem ich zwei Tage mit Hanh in ihrem Dorf verbracht habe, machte ich mich alleine auf dem Weg in mein Dorf. Von Dorf zu Dorf, mit dem Taxi. Der Onkel hat mit den Weg mit dem Kulli auf ein Stück Papier skizziert. Die Leute da haben sich ja immer soooo viel Sorgen gemacht, ob das auch gut geht, ich alleine mit dem Taxi. So nach dem Motto, ein Mädel ausm Ausland alleine unterwegs, dat geht nicht jut. Hab ich gar nicht verstanden :P Heutzutage ist es gar nicht mehr so schwer von A nach B zu kommen, es gibt Taxis (Taxen?) und Handys! Und ich behaupte mal, dass ich jetzt schon ein kleines bisschen reiseerfahren bin, weshalb es mir einfach mal absolut nix ausmachte alleine loszuziehen. Naja. 

Jedenfalls war ich dafür total aufgeregt! Konnte üüüberhaupt nicht einschätzen, was mich erwarten wird. Als ich schließlich angekommen bin, erwartete mich ein toooootal herzlicher Empfang, oh mein Gott, diese Menschen waren so süß. Alle freuten sich, „das Kind aus Deutschland ist da“, nahmen mir die Taschen aus der Hand und forderten mich auf ins Haus zu gehen. Da muss ich doch glatt lächeln, wenn ich daran denke :) Dann kam auch schon die Omma aus dem Garten angelaufen, die war einfach der Knaller. Kam um die Ecke, klatschte in die Hände und drückte mich dann so dolle, als ob wir dicke Freunde wären. 


Sie und der Bruder meiner Oma (ein ebenfalls lustiges Kerlchen) lebten in einem kleinen bunten Häuschen mit Garten und Teich (der ganze Stolz der Omma), für vietnamesische Verhältnisse recht wohlhabend. In Vietnam kommt man von der Haustür immer direkt ins Wohnzimmer rein, wo übrigens keine kuscheligen Sofas rumstehen, sondern richtig kuschelige Holzbänke^^ Schlafen tun die meisten Vietnamesen übrigens auch auf Holzbetten. Man gewöhnt sich dran. Es ist auch üblich, dass die Haustür den ganzen Tag lang offen steht, weil den ganzen Tag über Bekannte aus der Nachbarschaft rein- und rausspazieren. 

Die Einfahrt zum Haus


"Da, fotografier den Fisch!"

Ansonsten ist in dem Dorf so gut wie gar nichts los :D Es gibt nicht mal ne richtig gebaute Straße. Hier und da ein paar kleine Geschäfte, eine Dorfkirche und drum herum Reisfelderlandschaften. Selbstverständlich kennt jeder jeden. Ich habe zwar besucht mich unauffällig anzuziehen, aber natürlich wurde ich von den Leuten da angestarrt :P Kurze Hose und Top, trägt da nun mal niemand. Aber in lange Klamotten konnte ich mich nicht zwängen, um Himmels Willen, viel zu heiß! 


Reislagergeschäft der Schwester meiner Oma

Tja was habe ich die Tage gemacht, wenn nix los war? Vorab: Ich muss gestehen, hier hatte ich ein paar der schönsten Tage in Vietnam erlebt. Die familiäre Atmosphäre hat mir gut getan finde ich. Dass Hanh nicht dabei war vielleicht auch, denn ich war gezwungen den ganzen Tag vietnamesisch zu reden :P Obwohl ich bisher keinen Schimmer hatte, dass diese Menschen überhaupt existierten, wussten diese aber viel über mich und meine Familie. Abends kamen immer alle zum Kochen und zum Essen zusammen, die Kinder von der Oma und dem Opa und deren Kinder, Urenkel haben die übrigens auch schon, und erzählten mir Geschichten von früher und fragten mich aus, wie es allen in Deutschland so gehe und was die so machen. Tagsüber hat mich die Omma mit zu ihren Freunden genommen und mich ihnen stolz vorgestellt („Das Kind aus Deutschland. Die ist ganz alleine hergekommen“). 




Morgens steht man übrigens um 5 auf. Ich war immer gegen 8 wach, was die alle als spät empfanden haha. Nach dem Mittagessen gehen alle schlafen, wirklich alle, das ist üblich! Von Jung bis alt, alle gehen sie mittagschlafen. Abends saß ich manchmal mit der Omma vorm Fernsehr und wir haben Süßigkeiten genascht, die ich mitgebracht hatte. Von den Haribos („Hallibo“ HAHA) war sie ganz entzückt. Übrigens war sie auch von meinem Handy ganz entzückt („Mit dem Ding kann man telefonieren?“ HAHA).

Die Menschen, die ich dort getroffen habe waren einfach alle so lieb und herzlich. Die meisten Kinder ziehen nach der Schule in die Stadt, um zu studieren, aber freuen sich jedes Mal, wenn sie wieder nach Hause kommen. Mein Cousin meinte es sei friedlicher zu Hause. Hier könne man entspannen und den Kopf von all den stressigen Dingen freikriegen. Das konnte ich nachvollziehen. Natürlich könnte ich mir nicht vorstellen in solchen Verhältnissen aufzuwachsen und zu leben, ich bin einfach an einen anderen Lebensstandard gewöhnt. Die meisten Vietnamesen leben mit mehreren Generationen in einem Haus, das weniger eine schöne sondern eher eine zusammengewürfelte Einrichtung hatte. Sie stehen morgens um 5 auf, um auf den Markt zu gehen und Waren zu verkaufen ohne viel zu verdienen, gönnen sich von daher kaum Materielles. Trotzdem haben sie einen zufriedenen Eindruck auf mich gemacht. Ich bewundere diese Menschen dafür, dass sie mit den wenigen Dingen, die sie haben, glücklich und zufrieden sind. 


Hà Nam war eine wertvolle Erfahrung für mich. Der Abschied viel mir schon schwer, da man nicht wusste, wann man sich wieder sieht. Ich wäre gerne ein paar Tage länger geblieben, war ja nur vier Tage da. Die Schwester von meiner Oma hatte sogar feuchte Augen, die süße. Natürlich will ich eines Tages wieder dahin, meine Eltern und Geschwister im Schlepptau. Da die in Vietnam nicht über das nötige Geld verfügen, um nach Deutschland zu kommen, müssen wir halt hin! 


BFF forever!

Der Opa war zu der Zeit dabei, Papiere für seine aller erste Auslandsreise zu erledigen. Das liegt alles schon ziemlich weit zurück, Anfang August war er nämlich mit der Omma zwei Monate hier in Deutschland und hat seine Schwester (meine Oma) besucht :) War sehr schön!