Freitag, 11. Oktober 2013

Good Morning Vietnam! | Vietnam Part I

Route: Hà Nội -- Hà Nam -- Nha Trang -- Đà Lạt -- Sài Gòn

Part 1: Hà Nội

In meinem ganzen Leben war ich erst zwei Mal in Vietnam: mit 5 und mit 18, beide Male mit meinen Eltern natürlich. Man sollte meinen, ich müsse in Vietnam ganz gut zurecht kommen, da ich die Sprache beherrsche und ja bereits dort gewesen war.

Ganz im Gegenteil: Für mich war es sehr aufregend, da ich das erste Mal eigenständig nach Vietnam geflogen bin. Es hat sich auch irgendwie angefühlt wie das erste Mal überhaupt, da ich meine Reiserouten, meine Unterkunften, mein Budget, einfach alles selber organisieren musste und nicht wie damals meine Eltern planen gelassen habe. Vietnam war dieses Mal wie Neuland für mich.

Changi Airport - Bye bye Singapore!

Von Singapur aus flogen Hanh und ich also zunächst in den Norden nach Hà Nội, der offiziellen Haupstadt des Landes. Ich war die letzten beiden Male nur im Süden, da dort die Familie von meinem Vater lebt.

Meine Stationen

Vietnam wird nämlich in drei Teile unterteilt: Norden (bac) - Mitte (hue) - Süden (nam). In allen drei Teilen spricht man verschiedene Dialekte, ich als Vietnamesin höre die sehr schnell raus. Ich selber spreche so ein Mischmasch aus bac und nam, weil meine meine Vorfahren mütterlicherseits aus dem Norden sind und von meinem Vater aus dem Süden. Gut, ne? Außerdem hat jeder Teil irgendwo seine eigene Kultur. Klar, im Großen und Ganzen ist's die vietnamesische Kultur, aber was kleine Sitten und Bräuche angeht, ist jeder Teil schon ganz eigen. Kann man mit Bayern, Ostfriesland usw. vergleichen. Schrippen und Brötchen, Frikadelle und Bulette, sowas gibts's auch im Vietnamesischen.




Alle drei Kulturen haben auch verschiedene traditionelle Kleidung und Gewänder, das find ich immer ganz schön anzusehen. Ich trag am liebsten (aber viel zu selten) das Áo Dài, das bekannteste und wahrscheinlich älteste vietnamesische Gewand, welches man zu jedem Anlass tragen kann: Hochzeit, sonntags in der Kirche, zur Arbeit, früher trugen es sogar die Schulmädchen als Schuluniform. Kann man sich in jedem Schneidergeschäft innerhalb von 2-3 Tagen schneidern lassen. Hier ein Bild von mir und meiner Schwester aus alten Zeiten :) 

Zurück zum Thema: In Hanoi angekommen haben uns Bekannte von Hanhs Eltern abgeholt. Mein erster Eindruck von Hanoi war weder positiv noch negativ, es war einfach eine typisch vietnamesische Stadt fand ich. Während Saigon mega touristisch ist, ist Hanoi irgendwie heimischer, wisst ihr was ich meine? Volle Straßen, laut, stickige staubige Luft, einfache Geschäfte ohne viel Schnick Schnack, Straßenverkäufer überall. Den ganzen Tag über ist Rush Hour. Touristen hat man zwar schon gesehen, aber noch lange nicht so viele wie in Saigon.


Am nächsten Tag führte uns die Tochter der Familie den ganzen Tag durch die Stadt. Ach ja, und mit Hoang haben wir uns getroffen, der auch gerade bei seiner Familie in Hanoi war. Erste Station: den Onkel besuchen gehen. Sagt man wirklich so. Was damit gemeint ist? Den verstorbenen ehemaligen Präsidenten Ho Chi Minh im Mausoleum einen Besuch abstatten. Der Norden im Gegensatz zum antikommunistischen Süden (meine Familie eingeschlossen) sehr kommunistisch geprägt. Die Einwohner verehren Ho Chi Minh für die Befreiung Vietnams von kolonialer Herrschaft und die Übernahme des Südens, sehen ihn als ihren Onkel. Jeder hat Bilder von ihm in seinen Häusern zu hängen und Besuche im Mausoleum sind eben manchmal auch drin.


Das fand ich jetzt nicht so besonders, muss ich sagen. Man muss sich erstmal passend einkleiden (auch hier gilt keine Shorts und keine ärmellosen Tops), man steht lange an und das in einer unerträglichen Hitze, und sehen tut man Mr. HCM vielleicht mal 30 Sekunden. Der liegt da halt auf so ner Art Podest und wird vom Militär strengenst überwacht. Nicht stehen bleiben, keine Fotos - eine Runde gedreht und schon war man wieder draußen. Es wird ja gemunkelt, obs überhaupt der echte Körper ist. Der sah ja schon ziemlich künstlich aus, wie die Wachsfiguren aus Madame Taussaud's.  Danach sind wir dann noch durch HCMs Wohnanlage und unzählige Kriegsmuseen gelaufen. War zwar alles ganz interessant, aber der Vietnamkrieg ist ein unfassbar umfangreiches Thema, ist mir zu viel an dem Tag gewesen.

Am späten Nachmittag schlenderten wir dann noch durch Hanois historische Altstadt: the Ancient City oder auch phố cổ. Hier gibts unzählige Geschäfte, eins neben dem anderen. Taschen, Schuhe, Klamotten, Kuscheltiere, alles was das Herz begehrt, von Nütz bis Unnütz. Zwischendurch findet man historische/antike Häuser aus alten Zeiten, wo kleine Kunstwerke, Holzgeschnitze und andere Handarbeiten verkauft werden, war ganz schön anzusehen.



Im großen und ganzen hat mir Hanoi ganz gut gefallen. Es war halt anders, als das was ich bisher von Vietnam gesehen habe. Gechillter. Ruhiger. Weniger Hektik Mektik. Ich hab ja alles immer mit Saigon verglichen. Dafür war abends meistens nicht mehr viel los, die Geschäfte hatten früh geschlossen. Und in Hanoi gibt es das bessere Phở, das typischste vietnamesische und mein Lieblings-Nudelsuppengericht. Schmeckt intensiver, ohne viel Zusatzgewürze usw. Aber ich muss auch zugeben, wir haben zu wenig Zeit in Hanoi verbracht, hatten ja einen straffen Zeitplan. Nach drei Tagen ging es nämlich auch schon weiter...

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