Route: Hà Nội -- Hà Nam -- Nha Trang -- Đà Lạt -- Sài Gòn
Part 2: Hà Nam
Part 2: Hà Nam
Leute, das wird jetzt lang. Für diesen Post habe ich mir folgenden Soundtrack rausgesucht: eine in Belgien lebende Vietnamesin, die über ihre Wurzeln und ihr Heimatland singt:)
Back to the roots! Wir hatten inzwischen Ende Juni. Für
Hanh und mich ging es nach ein paar Tagen Hanoi in die Heimat.
Heimat...was ist Heimat für mich? Natürlich sehe ich Berlin als
meine Heimat, ich bin hier geboren und aufgewachsen, habe meine ganze
Familie hier, meine tausend Onkel, Tanten, Cousins mütterlicherseits
miteingeschlossen. Mein Zuhause, mein tägliches Umfeld. Ich
beherrsche die deutsche Sprache auch viel besser als die
vietnamesische, traurig oder? Ich denke auf deutsch! In Singapur habe
ich auch immer mit Germany geantwortet, wenn ich gefragt
wurde, woher ich denn komme (Häääh, bist du Halbdeutsche? :P)
Vietnam ist eine andere Art von Heimat
für mich. Eine Heimat, die mir allerdings überhaupt nicht so
vertraut ist. Im schönen Vietnam schlagen die Wurzeln meiner Eltern,
Großeltern und Vorfahren. Während wir die letzten Male immer die
Familie meines Vaters im Süden besucht haben, hat uns der Norden nie
interessiert. Die ganze Familie von meiner in Deutschland lebenden
Oma (mütterlicherseits) lebt in einem kleinen Dörfchen namens Hà
Nam in der Nähe von Hanoi und noch nie hat es jemand geschafft sie
zu besuchen. Nicht mal meine Mutti, obwohl das ist ihr Geburtsort
ist! Also kannte ich die Menschen, die dort lebten, erst recht nicht.
Noch nie gesehen, noch nie gehört.
Aber als Ommi, lange bevor mein
Auslandssemester angefangen hat, erfahren hat, dass ich nach Singapur
für einen Monat nach Vietnam will, hat se gleich gesagt „Dann
musst du aber auch meine Geschwister in Hà Nam besuchen“. Sobald
ich in Hanoi gelandet bin, solle ich einen Onkel anrufen, ebenfalls
noch nie gesehen und gehört, der dafür sorgen soll, dass ich nach
Hà Nam komme. Daran hat Ommi mich auch jedes Mal beim Skypen
erinnert :) Natürlich wollte ich ihr den Gefallen tun, weil ich
wusste, wie wichtig ihr das war. Bammel hatte ich aber trotzdem:
Keine Ahnung, wie die aussehen, wie viele es sind, wie alt die sind,
wie die drauf sind, worüber ich mich mit denen unterhalten soll.
Und. So. Weiter.
Jedenfalls habe ich also diesen Onkel
angerufen. Der hat sich dann mit mir in der Stadt verabredet. Gesagt
getan, ich geh also hin und hab keine Ahnung, welchen Typen ich denn
nun ansprechen soll, der hat mich doch auch noch nie gesehen! Hab ein
paar fremde Herren länger angestarrt in der Hoffnung, dass die mich
ansprechen HAHA peinlich. Aber kurz darauf habe ich dann einen Herren
mitte 40 gesehen, der genauuu so aussieht, wie ein Onkel von mir aus
Deutschland und zack, der war's :D Ein herzlicher Mann, wir konnten
uns gut unterhalten. Uni, Familie, dies das.
Jedenfalls war ich dafür total
aufgeregt! Konnte üüüberhaupt nicht einschätzen, was mich
erwarten wird. Als ich schließlich angekommen bin, erwartete mich
ein toooootal herzlicher Empfang, oh mein Gott, diese Menschen waren
so süß. Alle freuten sich, „das Kind aus Deutschland ist da“,
nahmen mir die Taschen aus der Hand und forderten mich auf ins Haus
zu gehen. Da muss ich doch glatt lächeln, wenn ich daran denke :)
Dann kam auch schon die Omma aus dem Garten angelaufen, die war
einfach der Knaller. Kam um die Ecke, klatschte in die Hände und
drückte mich dann so dolle, als ob wir dicke Freunde wären.
Sie und
der Bruder meiner Oma (ein ebenfalls lustiges Kerlchen) lebten in
einem kleinen bunten Häuschen mit Garten und Teich (der ganze Stolz
der Omma), für vietnamesische Verhältnisse recht wohlhabend. In
Vietnam kommt man von der Haustür immer direkt ins Wohnzimmer rein,
wo übrigens keine kuscheligen Sofas rumstehen, sondern richtig
kuschelige Holzbänke^^ Schlafen tun die meisten Vietnamesen übrigens
auch auf Holzbetten. Man gewöhnt sich dran. Es ist auch üblich,
dass die Haustür den ganzen Tag lang offen steht, weil den ganzen
Tag über Bekannte aus der Nachbarschaft rein- und rausspazieren.
| Die Einfahrt zum Haus |
| "Da, fotografier den Fisch!" |
Ansonsten ist in dem Dorf so gut wie gar nichts los :D Es gibt nicht mal ne richtig gebaute Straße. Hier und da ein paar kleine Geschäfte, eine Dorfkirche und drum herum Reisfelderlandschaften. Selbstverständlich kennt jeder jeden. Ich habe zwar besucht mich unauffällig anzuziehen, aber natürlich wurde ich von den Leuten da angestarrt :P Kurze Hose und Top, trägt da nun mal niemand. Aber in lange Klamotten konnte ich mich nicht zwängen, um Himmels Willen, viel zu heiß!
| Reislagergeschäft der Schwester meiner Oma |
Tja was habe ich die Tage gemacht, wenn
nix los war? Vorab: Ich muss gestehen, hier hatte ich ein paar der
schönsten Tage in Vietnam erlebt. Die familiäre Atmosphäre hat mir
gut getan finde ich. Dass Hanh nicht dabei war vielleicht auch, denn
ich war gezwungen den ganzen Tag vietnamesisch zu reden :P Obwohl ich
bisher keinen Schimmer hatte, dass diese Menschen überhaupt
existierten, wussten diese aber viel über mich und meine Familie.
Abends kamen immer alle zum Kochen und zum Essen zusammen, die Kinder
von der Oma und dem Opa und deren Kinder, Urenkel haben die übrigens
auch schon, und erzählten mir Geschichten von früher und fragten
mich aus, wie es allen in Deutschland so gehe und was die so machen.
Tagsüber hat mich die Omma mit zu ihren Freunden genommen und mich
ihnen stolz vorgestellt („Das Kind aus Deutschland. Die ist ganz
alleine hergekommen“).
Morgens steht man übrigens um 5 auf. Ich
war immer gegen 8 wach, was die alle als spät empfanden haha. Nach
dem Mittagessen gehen alle schlafen, wirklich alle, das ist üblich!
Von Jung bis alt, alle gehen sie mittagschlafen. Abends saß ich
manchmal mit der Omma vorm Fernsehr und wir haben Süßigkeiten
genascht, die ich mitgebracht hatte. Von den Haribos („Hallibo“
HAHA) war sie ganz entzückt. Übrigens war sie auch von meinem Handy
ganz entzückt („Mit dem Ding kann man telefonieren?“ HAHA).
Die Menschen, die ich dort getroffen
habe waren einfach alle so lieb und herzlich. Die meisten Kinder
ziehen nach der Schule in die Stadt, um zu studieren, aber freuen
sich jedes Mal, wenn sie wieder nach Hause kommen. Mein Cousin meinte
es sei friedlicher zu Hause. Hier könne man entspannen und den Kopf
von all den stressigen Dingen freikriegen. Das konnte ich
nachvollziehen. Natürlich könnte ich mir nicht vorstellen in
solchen Verhältnissen aufzuwachsen und zu leben, ich bin einfach an
einen anderen Lebensstandard gewöhnt. Die meisten Vietnamesen leben
mit mehreren Generationen in einem Haus, das weniger eine schöne
sondern eher eine zusammengewürfelte Einrichtung hatte. Sie stehen
morgens um 5 auf, um auf den Markt zu gehen und Waren zu verkaufen
ohne viel zu verdienen, gönnen sich von daher kaum Materielles.
Trotzdem haben sie einen zufriedenen Eindruck auf mich gemacht. Ich
bewundere diese Menschen dafür, dass sie mit den wenigen Dingen, die
sie haben, glücklich und zufrieden sind.
Hà Nam war eine wertvolle Erfahrung
für mich. Der Abschied viel mir schon schwer, da man nicht wusste,
wann man sich wieder sieht. Ich wäre gerne ein paar Tage länger
geblieben, war ja nur vier Tage da. Die Schwester von meiner Oma
hatte sogar feuchte Augen, die süße. Natürlich will ich eines
Tages wieder dahin, meine Eltern und Geschwister im Schlepptau. Da
die in Vietnam nicht über das nötige Geld verfügen, um nach
Deutschland zu kommen, müssen wir halt hin!
| BFF forever! |
Der Opa war zu der Zeit dabei, Papiere für seine aller erste Auslandsreise zu erledigen. Das liegt alles schon ziemlich weit zurück, Anfang August war er nämlich mit der Omma zwei Monate hier in Deutschland und hat seine Schwester (meine Oma) besucht :) War sehr schön!





